Grundeinkommen in Südkorea


07.06.2019 - 14:25
Rebecca Panian spricht an der Basic Income Konferenz in Südkorea

Rheinau goes Gyeonggi

Die kleine Zürcher Gemeinde Rheinau hat letztes Jahr Pioniergeist bewiesen. Sie hat sich auf das Experiment der Filmemacherin Rebecca Panian eingelassen, die ein Grundeinkommen einführen wollte um die Auswirkungen davon zu filmen. Obwohl das Geld für die Umsetzung letztlich nicht zusammenkam, hat sich seither einiges im Dorf getan. Die Bevölkerung scheint vom Pioniergeist gepackt geworden zu sein. Der Gemeindepräsident Andreas Jenni liess unlängst verkünden, dass weiter an der Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens gearbeitet wird. Seine Arbeit ist laut Medienmitteilung vom 4. Juni auch auf Echo im Ausland gestossen. 

Jae-myung Lee, Gouverneur der südkoreanischen Provinz Gyeonggi hat ein früheres Grundeinkommensprojekt, das er als damaliger Stadtpräsident begleitete, nun auf die ganze Provinz ausgeweitet. Konkret werden 175’000 Personen im Alter von 24 Jahren während eines Jahres alle drei Monate Geld erhalten. Das Projekt startete bereits Ende April. Zu den Auswirkungen des früheren Projektes ist bekannt, dass das Interesse an Sozialpolitik unter den Jungen gestiegen sei. Die Ausweitung des Projekts wurde mit einer Konferenz gefeiert. Dazu waren Rebecca Panian und Andreas Jenni nach Südkorea geladen, wo sie das Rheinauer Projekt «Dorf testet Zukunft» vorgestellt haben. Auf besonderes Interesse sei der Fakt gestossen, dass das die Initiative nicht von der Regierung (Bottom down) sondern aus der Zivilgesellschaft (Bottom up) heraus, enstand.

Die Kosten für das Südkoreanische Projekt sollen sich auf rund 175 Mio. Franken belaufen. Die Beträge würden in einer Lokalwährung ausbezahlt was den lokalen Klein- und Mittelbetrieben dient. Damit werden mehrere Anliegen gleichzeitig bedient. Es soll zum einen der tiefen Geburtenrate von 0,97 entgegenwirken. (Besonders schlecht gestellte Schichten klagen über finanziellen Belastung von Heirat und Familienplanung.) Zudem testet das Projekt, mit der finanziellen Stärkung junger Leute, die temporäre Umverteilung von Geld und ist zudem Hoffnungsträger der provinziellen Wirtschaftsförderung. Die Finanzierung erfolgt derzeit über Steuergelder. Ein mögliches Zukunftszenario sei die Erhebung von Steuern auf Allgemeingüter wie Berge, Wälder, Seen oder Strassen, Plätze und der öffentliche Transport. Zudem ist geplant das Projekt auszuweiten, so dass Personen im Alter von 19-24 in den Genuss des Grundeinkommens kämen.